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Nach den Pandemiejahren wird es keine Rückkehr zu alten Gewohnheiten geben. So bleiben digitale Angebote im Aufwind, und sie sind für Unternehmen wichtig, um die Umsatzeinbrüche aufzuholen. Der Datenkonsum steigt weiter und die Infrastruktur muss mitmachen, so die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutschland (PricewaterhouseCoopers) im German Entertainment and Media Outlook 2021 – 2025. Wir haben uns das genauer angeschaut und fassen die (aus unserer Sicht) wichtigsten Punkte in den Bereichen Messen, Musik und Streaming hier für Dich zusammen.

B2B-Messen: Neue Konzepte

Dass der Messebereich unter der Pandemie starke Einbußen hatte, ist nicht neu. Wie stark das Segment in 2020 betroffen war, und wie die Unternehmen unter den Nachwirkungen leiden, verdeutlichen die Zahlen aus dem Report. 70 Prozent der Messen wurden abgesagt oder verschoben. Das führte zu 21 Milliarden Euro Umsatzeinbußen. Die negative Wachstumsrate betrug 70,8 %, obwohl versucht wurde, mit digitalen Konzepten den Minustrend wenigstens ein wenig aufzufangen. Sich davon zu erholen, wird allerdings schwer – auch wenn bereits verstärkt und teils erfolgreich auf das Konzept von Hybridmessen gesetzt wird.

Der Report vermerkt, „dass eine dauerhafte Rückkehr zur Vorkrisen-Normalität nicht stattfinden wird“. Das bezieht sich auf die damaligen Nutzungsverhalten. Vielmehr wird es in der Messeindustrie immer häufiger digitale und/oder hybride Umsetzungen geben. Man erhofft sich, dass neue Technologien wie VR dem Segment Aufschwung geben werden. Prognosen sagen, dass sich die Umsätze des Messebereichs bis 2025 erholen, also ein Vorkrisenniveau erreichen, sofern sie auf neue Konzepte setzen. Dazu lesenswert: Virtueller Showroom – Customer Journey neu gedacht.

Live-Konzerte & Musikstreaming

Im Musikbereich hatten die Liveshows so starke Einbußen, dass sie in 2020 nur noch ein Viertel von dem einnahmen, was in 2019 erzielt wurde. Um weitere, neue Einnahmequellen zu erfinden, wurden Konzerte live gestreamt. Das Marktvolumen verringerte sich trotz aller Mühen um 75 %. Ganz anders hingegen entwickelte sich Musikstreaming, das Nutzungsvolumen stieg von 2019 auf 2020 um fast ein Drittel – aller Konkurrenz voran Spotify. Der Bericht sagt, dass die Streamingerlöse zwar etwas weniger wachsen werden als in den Pandemiejahren, dennoch wird es eine starke Wachstumsrate geben.

Event mit Livestream

Ein Konzert, das live ins Internet übertragen wird. Foto: Jason Jarrach /Unsplash

Bei den Livestreams von Konzerten hat sich gezeigt, dass sich einige darauf spezialisierte Unternehmen erfolgreich etablieren konnten. Musikfestivals, die übertragen wurden, 3D-Animationssets oder andere Live-Formate gingen an den Start. Die Nutzerinnen und Nutzer bezahlten auch für digitale Veranstaltungen dieser Art und so kamen Ticket-Plattformen für das Livestreaming auf den Markt. Live-Konzerte rentieren sich unter gewissen Voraussetzungen demnach auch langfristig. Die Prognosen für das Livemusik-Segment sehen gut aus.

Die Livemusikbranche ist noch dabei, sich zu erholen. Im Report wird festgehalten, dass wahrscheinlich im Jahr 2024 ein Vorkrisenniveau erreicht werden wird. Das Wachstum von 2021 auf 2022 ist stark, wird aber wieder ein wenig abflachen.

Fernsehen & Internetvideo: Live als Differenzierungsmerkmal

Viele junge Menschen konsumieren non-lineare OTT-Dienste übers Internet und verzichten komplett auf einen Fernsehanschluss. (Mehr dazu auch im Digitalisierungsbericht Video 2021) Hohe Auflösungen wie HD, UHD und 4K sind dabei sehr gefragt. Zudem wird Augmented TV an Bedeutung gewinnen, weil sich hier analoge und digitale Welten miteinander verbinden. Die OTT-Dienste haben den großen Vorteil, dass Nutzerinnen und Nutzer orts- und zeitunabhängig konsumieren können.

Videoportale, TV-Mediatheken sowie Streamingdienste spielen dabei eine große Rolle und es kommen immer mehr Dienste auf den Markt, die Netflix und Co. Konkurrenz machen möchten.

Livestreaming wird zudem zu einem Differenzierungsmerkmal. Manche Anbieter bieten sowohl Live-TV als auch VOD-Inhalte an, also „eine Angebotsmischung aus linearem Fernsehen und Mediathek“, so sagt der Report. Sportevents zählen in jedem Fall unter anderem zu den beliebten Live-Inhalten. Verschiedene Dienstleister führen Verhandlungen über die Übertragungsrechte unterschiedlicher Sportveranstaltungen.

Ein weiterer Trend: Inhaltliche Nachhaltigkeitsaspekte sowie umweltschonende Produktionsprozesse und Konsumverhalten werden wichtiger. Dazu interessant: Die CO2-Bilanz von Streaming: So streamst Du nachhaltiger.

Als ein weiteres Differenzierungsmerkmal sind Eigenproduktionen für die Plattformen wichtig. Dafür planen die großen Streamingdienste Millionen-Budgets ein, die sich offenbar rentieren. Interessant zu wissen ist, dass hierfür eine EU-Richtlinie für audiovisuelle Mediendienste etabliert wurde. Diese besagt, dass mindestens 30 % europäische Inhalte unter den Filmen und Serien sein müssen. Die allgemeine Prognose der Umsatzentwicklung des Internetvideomarktes ist positiv. Zu erwarten ist von jetzt bis 2025 eine jährliche Wachstumsrate von 7,5 %.

Neue Gesetze sorgen für Unsicherheit bei Live-Content

Das UrhDaG (Gesetz über die urheberrechtliche Verantwortlichkeit von Diensteanbietern für das Teilen von Online-Inhalten) ist in Kraft getreten. Es hat vor allem auf die sozialen Medien, Video-on-Demand-Plattformen und Live-Streamingdienste Einfluss. Denn: Sogenannte Content-ID-Systeme sollen unerlaubte Uploads verhindern, indem sie den Upload urheberrechtlich geschützter Inhalte blockieren. Diese Upload-Filtersysteme sind für die Anbieter von Social Media und anderer Plattformen jetzt verpflichtend. Allerdings gibt es noch manchmal Probleme, wenn Nutzerinnen und Nutzer „ihren Upload als mutmaßlich erlaubte Nutzung“ kennzeichnen, nachdem ein „Blockierungsverlangen“ vorlag. Manchmal kommt es dann trotzdem zu Blockierungen, weil die Frist von nur 48 Stunden zum Reagieren etwas knapp ist.

Problematisch mit diesem Gesetz wird es außerdem bei Live-Content, der vorher nicht durch einen Uploadfilter geprüft werden kann. Der Twitch-CEO hatte daher bereits gedroht, Europa mittels Geoblocking auszuschließen. Allerdings könne man sich zum Beispiel bei der Verwendung von Videospielen vorab erkundigen, ob es erlaubt ist, diese öffentlich zu streamen. Offenbar gibt es hier – und auch hinsichtlich der Gewinnbeteiligung von Urhebern – noch einige Unklarheiten, die sich im Laufe der Zeit und von Fall zu Fall klären müssen.

Der Datenkonsum steigt

Der Datenkonsum steigt und steigt, Treiber sind die allgemeine Digitalisierung und der wachsende Konsum von Videoinhalten. Dazu zählen OTT-Inhalte, Videostreaming und Videodownloads. 79,9 Prozent war der Anteil des Video-Datenkonsums am Gesamtdatenverbrauch im Jahr 2020. Zweiter Treiber des Datenkonsums ist die Kommunikation mit 7,8 %, darunter fallen Videotelefonie und Videokonferenzen. Der häufigste Zugang zum Internet erfolgt über das WLAN mit 72,9 %, gefolgt vom Breitbandnetz (19,8 %) und Mobilfunknetz (7,3 %).

Es wird bis zum Jahr 2025 ein Anstieg des Datenkonsums von 30,7 % pro Jahr erwartet. Das Telekommunikationsmodernisierungsgesetz soll dabei helfen, dass bis 2026 eine 4G-Versorgung definiert wird. „Es wird angenommen, dass der Gesamtverbrauch zwischen 2020 und 2025 von 60,1 Milliarden GB auf 166,9 Milliarden GB steigen wird“, so der Bericht. Videokonsum wird dabei den Großteil des Datenkonsums ausmachen.

Positive Entwicklung digitaler Segmente

Die erste Ausgabe des German Entertainment and Media Outlooks erschien bereits im Jahr 2002. Seit damals gab es jetzt den höchsten Rückgang von Umsätzen in der Medien- und Entertainment-Branche zu verzeichnen. Die gute Nachricht: Digitale Segmente haben sich in vielen Bereichen positiv entwickelt. Und Prognosen sagen, dass das so bleiben wird, weil sich das Nutzungsverhalten verändert hat. Eine Rückkehr zu alten Gewohnheiten ist nicht zu erwarten. Virtuelle Messen, Streamingplattformen, Livekonzerte im Stream, E-Sport, Virtual Reality und Internetvideo ermöglichen es dem Publikum, zeit- und ortsunabhängig zu konsumieren. Flexibilität ist der größte Gewinn digitalisierter Inhalte, weil Nutzerinnen und Nutzer spontaner entscheiden können, wann sie wo was sehen möchten.

Fazit: Stabile Prognosen

Wir befinden uns gerade noch in einer Art Erholungsphase. Vor allem in den Bereichen Messe und Live-Veranstaltungen müssen neue Konzepte erarbeitet und umgesetzt werden, um auf Umsätze zu kommen, die vor den Pandemiejahren dort erzielt wurden. Allerdings kann man hier mehr von einem Wandel, als von einem Aufholen oder Erholen sprechen. Denn auch wenn in vielen Segmenten Wachstumsraten zu sehen sind, der Markt ist zumindest in einigen Bereichen der Entertainment- und Medienbranche, wie beispielsweise beim Fernsehen und Internetvideo, stabil. Da der Datenkonsum voraussichtlich weiter wachsen wird und Video weiterhin der Treiber dafür ist, eine bessere, flächendeckende Internetverbindungen ist nötig. Wer sich für weitere Details im German Entertainment & Media Outlook interessiert, kann diesen hier abrufen.

 

Und hier geht’s zum German Entertainment & Media Outlook 2022–2026. Eine Zusammenfassung für die aus unserer Sicht wichtigsten Punkte folgt in Kürze.